Vorsicht! Das Internet kann Sie jederzeit dem Verdacht auf Kinderpornografie aussetzen.
Ermittlungsbehörden, Gesetzgebung und Gerichte hinken hinter der Realität hinterher, was die unsichtbaren Mechanismen des weltweiten Netzes in der Kommunikation mit unseren Smartphones und Computern angeht. So sind in der letzten Zeit einige Verfahren anhängig, in denen Mandanten ohne jedes eigene Zutun wegen des Verdachts auf Kinderpornografie in Schuld geraten.
Der Kinderpornografie-Paragraph 184b StGB und die Folgen.
Mit § 184b StGB hat der Gesetzgeber im Sommer 2021 das Gesetz zur Kinderpornografie auf eine Weise verschärft, die nicht nur spezialisierten Fachanwält:innen, sondern auch Staatsanwält:innen und Richter:innnen als fragwürdig und realitätsfern erscheint. Die Strafverschärfung für Kinderpornografie von 2021 kann auch harmlose Vorgänge zum Verbrechen machen. Die Staatsanwaltschaft kann mit dieser neuen Gesetzgebung den vermeintlichen Besitz von Kinderpornografie nicht mehr wegen Geringfügigkeit nach § 153 StPO einstellen oder von der Strafverfolgung unter Auflagen nach § 153a StPO absehen. Auch eine Erledigung mit einem Strafbefehl ohne Hauptverhandlung ist nicht mehr möglich. Oft ist die Staatsanwaltschaft gezwungen, Anklage zu erheben. Eine Einstellung des Verfahrens wegen Kinderpornografie ist laut geltendem Recht nicht mehr möglich. Selbst der Besitz einer einzigen Datei kann damit die Existenz ruinieren.
Eine nicht nur sexualstrafrechtliche Empfehlung für das herausragende Filmdrama "Kopfplatzen".
Allen, die Pädophile als Monster betrachten, die hinter Gitter gehören, allen, die bei Gelegenheit die Moralkeule hervorholen und eine rigorose Verschärfung der Gesetze und drakonische Strafen fordern, allen, die bei sich selbst eine pädophile Neigung verspüren und Hilfe suchen, möchte ich empfehlen, sich den Film „Kopfplatzen“ des deutschtürkischen Regisseurs Savaş Ceviz mit dem eindrücklichen Hauptdarsteller Max Riemelt anzusehen.
Zur Gefährlichkeit von Liebe und Sex im 21. Jahrhundert.
Online-Dating bestimmt immer mehr unser Beziehungs-, Sex- und Liebesleben. In wenigen Jahren haben sich im Internet eine große Zahl an Online-Dating-Portalen entwickelt, die die Vielfalt unserer Liebesformen abbilden. Alles scheint möglich: die Suche nach dem Partner fürs Leben, der unverbindliche One-Night-Stand oder der außereheliche Seitensprung. Singles und Verheiratete, Sadomasochisten und Fetischisten, Veganer und Katzenfreunde, sogar Asexuelle können online genau das Angebot finden, das den individuellen Lebensumständen und Bedürfnissen entspricht. Dennoch lauern Gefahren beim Online-Dating - und diese aus ganz unterschiedlichen Richtungen.
DER HUNDEHAUFEN - Oder warum der Stuttgart-Tatort „Videobeweis“ ein richtig guter Beitrag zur Debatte um sexuelle Gewalt und MeToo ist.
Es ist der Hundehaufen im Garten des toten Opfers, der am Ende des Tatorts Kommissar Bootz plötzlich die Eingebung dazu gibt, wer an der Tat beteiligt gewesen sein muss. Der Hundekot legt nahe, dass die Versicherungs-Mathematikerin Kim Tramell und nicht der beschuldigte und mittlerweile verhaftete Abteilungsleiter Oliver Jansen am Tod des Kollegen Verantwortung trägt.
Was den Krimi aber ausmacht und auf spannende Weise vorantreibt, sind die Ambivalenzen, Widersprüche und ausgesprochenen wie unausgesprochenen Beweggründe in der Darstellung und den Aussagen der beiden Verdächtigen angesichts der Anschuldigungen der Frau, von ihrem Vorgesetzten vergewaltigt worden zu sein. Auf subtiler emotionaler Ebene entsteht dabei zugleich ein außergewöhnlicher Krimi, der zugleich einen wichtigen Beitrag zur Debatte um sexuelle Gewalt und MeToo leistet und vieles von dem widerspiegelt, was meinen Erfahrungen als langjährige Fachanwältin auf dem Gebiet entspricht.